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Nach dem Ende der Apartheid erschien die Entwicklung Südafrikas als eine Erfolgsgeschichte des politisch-sozialen Transformationsprozesses, was sich im Begriff der ›Rainbow Nation‹ versinnbildlichte. Für den größten Teil der schwarzen Bevölkerung hat sich über ein Jahrzehnt nach der offiziellen Abschaffung der Apartheid die Hoffnung auf eine grundlegende Verbesserung der eigenen Lebenssituation jedoch nicht erfüllt. Der »rassifizierte« Kapitalismus, der das Rückgrat von Kolonialismus und Apartheid bildete, hat gesellschaftliche Spaltungen und Ungleichheiten produziert, die noch auf lange Sicht den Alltag und die Lebensweisen der Menschen am Kap bestimmen werden. Die Politik des regierenden ANC hat daran bislang wenig zu ändern vermocht. Denn die ehemalige Befreiungsbewegung setzte nicht auf eine deutliche Umverteilungspolitik, um das Erbe der Apartheid zu überwinden, sondern folgte zunehmend neoliberalen Politikkonzepten.
Privatisierungs- und Sparpolitik haben die soziale Krise verschärft. Damit einher geht eine Krise der traditionellen Vertretungsstrukturen, denn die Befreiungsorganisationen einschließlich der Gewerkschaften sind weitestgehend im staatlichen Establishment aufgegangen. In dieser Situation haben sich in den letzten Jahren soziale Widerstandsformen der Armen entwickelt, die an die politischen Traditionen der Anti-Apartheid-Kämpfe anknüpfen. Diese Basisbewegungen halten an dem Versprechen fest, dass das neue Südafrika zuallererst den gesellschaftlichen Bedürfnissen der ausgegrenzten Mehrheit Rechnung tragen müsse.
Der Sammelband beleuchtet die alten und neuen Konflikte in Südafrika und lässt AktivistInnen aus den Bewegungen über ihre Erwartungen an das Ende der Apartheid, ihr Verhältnis zum ANC und die politische Perspektive der Linken in Südafrika zu Wort kommen.
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