Das Buch der britischen Soziologin und Aktivistin Anderson ist eine eindrucksvolle empirische Arbeit und kapitalismuskritische Streitschrift über bezahlte Hausarbeit, Feminismus, Migration und Rassismus in Europa. ... Der theoretische Teil geht unter verschiedenen thematischen Schwerpunkten auf die mannigfaltigen Verbindungen von Hausarbeit, Feminismus und Rassismus ein. ... So reproduzieren wohlhabende Arbeitgeberinnen in Westeuropa mit der Anstellung einer migrantischen Hausarbeiterin patriarchale und rassistische Strukturen eines kapitalistischen Systems, das auf globaler Arbeitsteilung beruht. Anderson beschreibt, wie migrantische Hausarbeiterinnen zum „zweiten Selbst“ ihrer Arbeitgeberinnen werden, indem sie die reproduktiven Tätigkeiten erledigen, denen diese auf Grund ihrer eigenen Berufstätigkeit nicht mehr nachkommen können. ... Arbeitgeberinnen, welche die Anstellung einer Hausarbeiterin oftmals mit dem Argument rechtfertigen, dieser finanziell zu „helfen“, üben eine personalisierte Macht über Hausarbeiterinnen aus, die tief in deren „Privatsphäre“ eingreift. ... Überzeugend demontiert Anderson den Mythos der bezahlten Hausarbeiterin als „Teil der Familie“. ... Andersons Untersuchung zeigt, dass wissenschaftliche Arbeit, wenn sie historisch und empirisch vorgeht, parteilich sein kann, ohne dadurch an analytischer Klarsicht einzubüßen. Sie liefert Argumente, die in der aktuellen gesellschaftlichen Debatte über Reproduktionsarbeit wichtig und vonnöten sind. Sie dokumentiert die Bedeutung der Selbstorganisation von Migrantinnen, die mit ihren Biografien einmal mehr die Autonomie von Migration unter Beweis stellen. In einer Ergänzung der deutschsprachigen Ausgabe werden neuere Debatten zum Thema – welche die spezifischen Probleme migrantischer Hausarbeiterinnen entweder als ganz "normale" Arbeitsprobleme abtun oder diese als Opfer von Menschenhandel viktimisieren – vorgestellt und kritisch beleuchtet. Der Hoffnung der Herausgeberinnen, dass von dieser deutschen Übersetzung ein politischer Impuls ausgeht, der die Unterdrückung von Frauen in einen Zusammenhang mit einer kapitalismuskritischen Analyse von rassifizierten Ungleichheiten stellt, kann man sich nur anschließen.
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