Ein echter bbbEinblick in die chinesische Gesellschaft, ihre Dynamik und Brutalität/BBB.
Matthias Becker Am Fließband der Welt aus Frankfurter Rundschau mehr ...
Das Klischee von der Fügsamkeit der jungen Arbeiterinnen strafen die Erzählungen der Dagongmei und die ergänzenden Ausführungen der Herausgeber und Herausgeberinnen Lügen.
Max Henninger aus Grundrisse mehr ...
Die chinesischen Herausgeberinnen arbeiteten für das Arbeiterinnen-Netzwerk (Chinese Working Women Network, CWNN) in der südchinesischen Industriezone Shenzhen, wo sie 2001 und 2002 zahlreiche Interviews mit Arbeiterinnen führten. Mit einem Begegnungszentrum und der von den Arbeiterinnen selbst produzierten Zeitung Schwestern versuchen sie, das Wissen um die Möglichkeiten, sich dem Wohnheim-Arbeitsregime zu widersetzen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern, auszuweiten und so zu einer Selbstorganisation der Frauen beizutragen. Die Frauen erzählen, warum sie ihre Dörfer verlassen haben, berichten von den Gefahren der Wanderung, den Bedingungen in den Betriebswohnheimen und an den Fließbändern, von Arbeitsunfällen, Todesopfern und Berufskrankheiten. Es wird deutlich, wie sehr sie um ihren Raum und ihre Freiheit kämpfen, sowohl in den patriarchalen Dorfstrukturen als auch im despotischen Fabrikregime. Im Prozeß, dagongmei zu werden, tauchen für die Arbeiterinnen und die Organisatorinnen von Widerstand viele Widersprüche auf. Einen Umgang mit den Ambivalenzen ihrer Existenz zu finden, ist äußerst schwierig für sie: Viele dagongmei befinden sich in einer Lage, in der sich ihre Wünsche nach Freiheit und familiärer Geborgenheit, die Sehnsucht nach dem Stadtleben und nach einem Zuhause, sowie ihr Bedürfnis nach finanzieller Unabhängigkeit und Gesundheit wechselseitig ausschließen. Die Stadtgesellschaft schließt die vom Land stammenden Frauen aus, der Staat verbietet ihnen, sich in den Sonderzonen dauerhaft niederzulassen, die Fabrikarbeit verschleißt ihre Kräfte, während das Leben auf dem Land immer weniger Perspektiven bietet. Die Schilderungen der dagongmei führen vor Augen, welch gewaltige Anstrengung es kostet, sich zu behaupten. Gleichzeitig erscheinen die Arbeiterinnen als aktiv Handelnde und nicht nur als passive Opfer kapitalistischer Ausbeutung. Das auch in der Bundesrepublik verbreitete Bild von der Fügsamkeit der jungen Arbeiterinnen wird durch die Erzählungen der dagongmei und die ergänzenden Ausführungen der Herausgeberinnen Lügen gestraft. In ihren kleinen und großen Auseinandersetzungen lernen sie nicht nur zusammenzuhalten, sondern erkennen auch, wo »Risse« im System sind, die Widerstand möglich machen.
Kirsten Achtelik Keine fügsamen Opfer aus junge welt
In ihrem Buch geben die chinesischen Soziologinnen den Dagongmei ein Gesicht. Darin besteht das nicht zu unterschätzende Verdienst des Buchs.
Jessica Zeller Am Fließband der Welt aus jungle world mehr ...
Das Buch »Dagongmei« erzählt Geschichten von zwölf Wanderarbeiterinnen, die in den Weltmarktfabriken chinesischer Städte ihre Arbeitskraft anbieten. Es sind Geschichten über schlechte Arbeitsbedingungen, über selbstbewusste Frauen, die der Enge ihrer Heimat entfliehen – und es sind auch Geschichten von Auflehnung.
Peter Nowak aus Neues Deutschland
Das Buch ist bbbein sehr wichtiger Beitrag für eine kritische, an Vorstellungen und Erfahrungen der ArbeiterInnen anknüpfende Auseinandersetzung der deutschsprachigen Linken mit den sozialen Umwälzungsprozessen in China/BBB.
Daniel Fuchs Geschichten des Widerstands aus Perspektiven Nr. 6 mehr ...
Die Autorinnen zeigen zahlreiche Varianten, wie junge Frauen in China gegen träge Behörden, erbarmungslose Chefs und patriarchale Familien rebellieren. Die beiden Aktivistinnen der Hongkonger Nichtregierungsorganisation Chinese Working Women Network beraten Arbeiterinnen, die aus den chinesischen Provinzen ins Perlfluss- und Jangtse-Delta gewandert sind, um in den Industriezonen Geld zu verdienen. Die Wanderarbeiterinnen vom Lande werden in China »dagongmei« genannt, wörtlich: kleine arbeitende Schwestern. ... Wie so oft in der Geschichte protestierte auch in China erst die zweite Arbeitergeneration, die Nachfolger derer, die vom Land in die Fabriken nach Shanghai, Shenzen und andere Industriestädte gekommen waren, gegen die lebensgefährlichen Produktionsbedingungen und die miserable Entlohnung. »Das Leben eines Menschen zählt so viel wie das einer Ameise. Man kann sie mal eben so zerquetschen«, sagt die Überlebende eines Fabrikbrandes. Protestmittel sind Bummelstreiks, kleinere Sabotagen, Singen am Fließband, offene Briefe, Streiks und Demonstrationen. Zur Not wechseln sie den Job, wenn er zu gefährlich oder langweilig ist. Tiaocao, das Jobhopping, ist weit verbreitet – zum Ärger der Manager. China zählt 150 bis 200 Millionen Wanderarbeiter – weit mehr als die Hälfte junge Frauen – Hunderttausende Arbeitskonflikte, Aufstände und pro Jahr etwa 100.000 Tote durch Arbeitsunfälle. Genaue Zahlen existieren nicht. Aber selbst das Ministerium für Öffentliche Sicherheit meldete eine drastische Zunahme »größerer Vorfälle«. Vor allem seit 2003, etwa zehn Jahre nach Beginn der Wanderungswelle in die Industriestädte, nahmen die Arbeitskämpfe erheblich zu. ... Die zwölf biographischen Berichte junger Wanderarbeiterinnen zeigen, dass die meisten von ihnen dem öden Landleben, der Misshandlung durch den Ehemann oder einer anstehenden Zwangsheirat entflohen sind. Gleichwohl ist für viele die Rückkehr, wenn auch unter großer Scham, eine Option, wenn das Überleben in der Stadt nicht mehr möglich ist. Das Buch ist auch ohne Vorkenntnisse verständlich, da es Hintergründe beleuchtet. Die erschütternden persönlichen Berichte zeugen von den Ambivalenzen, die die jungen Frauen zwischen der Langsamkeit des Landes und dem Drill der Fabrik, zwischen Familie und Freiheit hin- und hertreiben. Schade, dass bis auf einen Fall keine Firmennamen genannt werden und dass unberücksichtigt bleibt, wie sich das Engagement von Initiativen in Europa und Nordamerika, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen und Markenfirmen anprangern, auswirkt.
Anke Schwarzer Singen am Fließband aus Süddeutsche Zeitung


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