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Aus dem Norwegischen von Uwe Englert, 192 Seiten, Paperback
ISBN | 978-3-935936-70-5 |
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Erschienen | 10/2008 |
»Die 15-jährige Kathe Lasnik hatte weder Zeit noch Gelegenheit wie Anne Frank ihre Gedanken und Gefühle angesichts drohender Vernichtung aufzuschreiben. Von ihrer Verhaftung am 26. November 1942 in Oslo bis zu ihrem Tod in Auschwitz blieben ihr nur fünf Tage. Doch der Schriftsteller Espen Søbye brachte Licht in ein doppelt ausgelöschtes Leben« (Jochen Reinert, ND).
Espen Søbye arbeitete im Statistischen Zentralamt in Oslo, als er die Anfrage eines amerikanischen Kollegen erhielt, der wissen wollte, welche Rolle die Statistik bei der Identifizierung, Verhaftung und Ermordung der Juden in Norwegen gespielt hatte. Søbye musste sich eingestehen, dass er trotz seiner beruflichen Qualifikation wenig über diese Zusammenhänge wusste. Dies veranlasste ihn zu einer umfassenden Recherche in zahlreichen Archiven Skandinaviens. Dabei stieß er auf einen »Fragebogen für Juden in Norwegen«, den die jüdischen Bürger des Landes nach der Okkupation durch die deutschen Truppen hatten ausfüllen müssen.
In zierlicher Handschrift hatte auch die 15-jährige Schülerin Kathe Lasnik den Fragebogen in einem Osloer Polizeirevier ausgefüllt. Auf die Frage, seit wann sie sich in Norwegen aufhalte, hatte sie geantwortet: »Seit jeher in Norwegen.« Zehn Tage später wurde Kathe Lasnik zusammen mit ihren Eltern und 530 anderen Juden mit dem Schiff »SS Donau« nach Auschwitz-Birkenau deportiert und zusammen mit sämtlichen Frauen und Kindern nur 20 Minuten nach ihrer Ankunft in einer Gaskammer ermordet.
Mit seiner akribisch recherchierten Biografie des 15-jährigen jüdischen Mädchens Kathe Lasnik und ihrer Familiengeschichte zeichnet Espen Søbye ein genaues Bild der Lage der jüdischen Bevölkerung – auch bereits vor der Besatzungszeit – in Norwegen, die sich mit dem Überfall der deutschen Truppen im April 1940 dramatisch zuspitzte.
Das 2003 veröffentlichte Buch, in dem Søbye nachweist, dass Norwegen keineswegs frei von Antisemitismus war und viele Norweger mit der antijüdischen Politik der Deutschen kollaborierten, löste eine vergangenheitspolitische Debatte aus und trug entscheidend zur kritischen Auseinandersetzung mit dieser bisher verdrängten Seite der norwegischen Geschichte bei.
»Eine schockierende, wichtige und gründliche Recherchearbeit, die den stärksten Text in den Gedanken des Lesers dort entstehen lässt, wo er aus dem Alltagsleben in die Katastrophe geführt wird« (Aftenposten, Oslo).
Das Kapitel 13
Das Nachwort von Espen Søbye aus dem Jahr 2005
Nach den Erinnerungen Anne Franks liegt mit dem Buch “Kathe. Deportiert aus Norwegen” ein weiteres berührendes Dokument über die Lebensgeschichte und das Schicksal eines jungen jüdischen Mädchens vor. Eine gelungene Biografie.
Silvia Perfler aus David Jüdische Kulturzeitschrift mehr …
Dies Buch geht jedoch weit über das individuelle Schicksal hinaus. Der Autor hat untersucht, wie sich die norwegischen Behörden in den Jahren 1940 bis ’42 den Wünschen der Besatzungsmacht hinsichtlich der Juden unterwarfen. Es ist bedrückend zu lesen, wie weitgehend und willig ihre Bereitschaft zur Kooperation mit den Nazis ging.
Hartwig Thieme aus Deutsch-Israelische Gesellschaft mehr …
Verdienst des Buches ist es nicht nur, einen »Einblick in die Situation der Juden in Norwegen von der Zwischenkriegszeit bis zur Deportation zu geben«, sondern auch den Finger in die nach wie vor offene Wunde norwegischer Selbststilisierung des ungebrochenen Widerstandes gegen die Befehle der deutschen Besatzer zu legen.
Stefanie Plappert aus Einsicht 01 mehr …
Das Buch hat in Norwegen mehrfache Auflagen erlebt und großes mediales Echo widerfahren. Es ist wie das 2006 eröffnete Zentrum für Holocaust-Studien bbbAusdruck eines selbstkritischen Paradigmenwechsels in der norwegischen Erinnerungspolitik.
Sonja Galler Der Mensch als statistische Erhebung aus hagalil mehr …
Ausgehend von der persönlichen Geschichte Kathes und ihrer Familie, zeichnet der Autor ein Bild der damaligen norwegischen Gesellschaft, ihres Umgangs mit der jüdischen Bevölkerung und des wachsenden Rassenhasses.
Aylin Karadeniz aus Juden in Sachsen mehr …
So hat der norwegische Statistiker Espen Søbye in diesem Jahr die gründlich recherchierte Lebensgeschichte eines jüdischen Mädchens vorgelegt. Sie war die Tochter russischer Juden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Norwegen geflohen waren. 1927 wurde sie dort geboren und 1942 in Auschwitz ermordet. Mit dem Buch “Kathe. Deportiert aus Norwegen” liegt zum ersten Mal eine penible Studie vor, die nachweist, wie die von Deutschland besetzte norwegische Nation noch über die Anstrengungen der Quisling-Regierung hinaus, aufgrund traditionaler Vorurteile aber auch bürokratischer Hartherzigkeit im Pass- und Staatsbürgerschaftsgesetz, den damals in Norwegen lebenden und dort geborenen Juden jenen Schutz entzog, der sie eventuell hätte retten können. Der mit aufschlussreichem Bildmaterial ausgestattete Band erzählt indes nicht nur eine anrührende Geschichte, sondern ist eine umfassende Darstellung des Holocaust in Norwegen, in einem Land, dessen Einwohner sich bis heute nicht wenig auf ihre Solidarität mit den Ländern des Südens, das heißt: auch mit den Palästinensern zugute halten.
Micha Brumlik Unterlassene Hilfeleistung aus Jüdische Allgemeine
Das Buch ist “eine Schilderung jüdischen Lebens in Norwegen, vor allem zwischen den Kriegen und während der Besatzung durch deutsche Truppen. Das Schlusskapitel erzählt, wie nach der Befreiung, als den norwegischen Kollaborateuren der Prozess gemacht wurde, die übereifrigen Polizisten bestraft wurden – nämlich gar nicht, sie blieben in Amt und Würden. Ein Nachwort des Übersetzers Uwe Englert schließlich befasst sich mit der zögerlichen Aufarbeitung dieser Problematik. Die norwegische Bevölkerung habe sich eben jahrzehntelang als ein dem Widerstand verschriebenes Volk sehen wollen. … Als das Buch 2003 in Norwegen erschien, folgte eine größere gesellschaftliche Debatte über den angemessenen Umgang mit der Vergangenheit und der Tatsache, dass nicht wenige Norweger mit den antisemitischen Deutschen kollaborierten. Auch die konservative, in den dreißiger und vierziger Jahren profaschistische Aftenposten rühmte das Buch: »Eine schockierende, wichtige und gründliche Recherchearbeit, die den stärksten Text in den Gedanken des Lesers dort entstehen lässt, wo er aus dem Alltagsleben in die Katastrophe geführt wird.« »Kathe – deportiert aus Norwegen« ist ein ungeheuer lesenswertes Buch über norwegische Geschichte, das es so auf Deutsch bisher nicht gab.
Gabriele Haefs aus jungle world 38/2009
Sie ist ein kleines und international wenig beachtetes Kapitel des Holocausts: die Verfolgung, Deportation und Ermordung der norwegischen Juden. Von den rund 2100 Juden, die in Norwegen lebten, als die deutschen Truppen 1940 das Land besetzten, kamen rund 770 in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis ums Leben. Eine von ihnen ist Kathe Lasnik. Ihr Schicksal zeichnet der norwegische Sachbuchautor und Philosoph Espen Søbye in dem Buch „Kathe. Deportiert aus Norwegen“ nach, das jetzt auf Deutsch erschienen ist. „Danke für alles. Nun werden wir uns nicht mehr sehen. Heute Nacht wurden wir verhaftet.“ Mit diesen Worten, hastig aufgeschrieben, verabschiedete sich Kathe am frühen Morgen des 26. November 1942 von ihren Mitschülern in Oslo. Nur fünf Tage später, am 1. Dezember, wurde sie in Auschwitz-Birkenau vergast. 15 Jahre war sie damals alt – etwa so wie Anne Frank. … Søbye zieht in seinen Bann, wenn er von Krieg und Besatzung berichtet, davon, wie Kathe in der Nacht auf den 9. April 1940, als die Deutschen Norwegen überfielen, in einen Luftschutzraum flüchte. Davon, wie ein „J“ in die Pässe gestempelt wurde. Davon, wie die Geschäfte der Juden geschlossen, ihre Vermögen beschlagnahmt wurde. Davon, wie für diese Repressalien die Deutschen, aber auch ihre norwegischen Helfer in der Polizei und der faschistischen Partei Nasjonal Samling verantwortlich waren. Als der Vater schließlich doch vom Krankenbett weg verhaftet wurde, klammerte Kathe, die gerade zu Besuch war, sich an seinen Arm. Mit einem flachen, schwarzen Wagen wurden schließlich auch Kathe, ihre Mutter und ihre Schwester Anna in der Nacht auf den 26. November 1942 abgeholt – verhaftet, im Hafen von Oslo an Bord des Truppentransporters Donau gebracht, nach Stettin und von dort aus in Güterwagen nach Auschwitz. Kaum 20 Minuten nach ihrer Ankunft wurden sie dort vergast. Es ist ein erst trockenes, später packendes Buch, mit einem kurzen historischen Überblick am Ende, den alle, die keine Norwegen-Experten sind, zu Beginn lesen sollten.
Susanne Maerz aus Leipziger Volkszeitung
Es bleibt zu hoffen, dass dieses Buch auch in Deutschland viel Aufmerksamkeit erfährt. Denn trotz aller Hilfsdienste norwegischer Beamter – verantwortlich auch für den Tod von Kathe Lasnik sind deutsche Nazis.
Peter Nowak Die leere Mappe aus ND mehr …
Espen Søbye ist mit der Rekonstruktion des Lebens und Sterbens von Kathe Lasnik ein beeindruckendes Buch über die Verfolgung der norwegischen Juden gelungen, das zugleich einer von ihnen wieder ihre ganz persönliche Geschichte zurückgibt.
Thomas Schmidinger Norwegische Kollaboration aus NU – Jüdisches Magazin mehr …
An der Deportation der norwegischen Jüdinnen und Juden, so zeigt Söbye in seinem Buch, waren viele nichtjüdische NorwegerInnen mitschuldig.
Julia Groth Ein Leben rekonstruiert aus philtrat Nr. 87 mehr …