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Aus dem Englischen von G. Deckert, 272 Seiten, Paperback, Hg. v. Doris Schierbaum und Monika Becker
ISBN | 978-3-935936-36-1 |
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Erschienen | 2006 |
In der feministischen Debatte wurde die Hausarbeit lange Zeit als die große ›Gleichmacherin‹ betrachtet. Als eine Last, die fast unterschiedslos allen Frauen durch die patriarchalen Verhältnisse auferlegt würde. Diese einzigartige Studie zu Hausarbeiterinnen in Europa beleuchtet demgegenüber die Aspekte von Herkunft und Klassenstellung innerhalb der häuslichen Unterdrückungsverhältnisse.
Bridget Anderson geht der Frage, wer die Reproduktionsarbeit zu leisten hat und wann, wie und wo sie zu leisten ist, mit parteiischem Blick von unten, aus der Sicht der Migrantinnen nach, denn diese Arbeit reproduziert nicht nur das Leben, sondern zugleich auch Status, Hierarchie und soziale Beziehungen.
Die Studie basiert auf eigenen Recherchen der Autorin und nimmt den rassistischen Zusammenhang bezahlter Hausarbeit im Norden in den Blick. Ein Phänomen, das die feministische Theoriebildung in fundamentaler Weise herausfordert.
Bridget Anderson gibt einen umfassenden Einblick in die Lebens- und Arbeitsverhältnisse von migrantischen Hausarbeiterinnen in Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Großbritannien und Deutschland.
Anhand von Interviews arbeitet sie die sich entgegenstehenden Interessen der ArbeitgeberInnen und Hausarbeiterinnen heraus und untersucht die maternalistische Machtausübung weiblicher Arbeitgeber.
Als Mitarbeiterin von Kalayaan, einer Selbstorganisation von illegalisierten Hausarbeiterinnen schildert sie deren langen Kampf in Großbritannien.
Das Buch macht deutlich, dass die Regulierung, Professionalisierung und Legalisierung der bezahlten Hausarbeit nichts an der Tatsache ändern wird, dass es sich um existenziell fremdbestimmte und auf Unterordnung angelegte Arbeit handelt. Die Macht der ArbeitgeberInnen kann durch Gesetze eingegrenzt werden, aber sie verschwindet nicht. Entscheidend für Veränderungen ist nicht die Regulierung der Arbeitsverhältnisse, sondern die antagonistische Selbstorganisation der Hausarbeiterinnen.
Das Buch wird ergänzt durch eine Darstellung des europäischen Netzwerks ›Respect‹ zur Unterstützung von Migrantinnen in der bezahlten Hausarbeit.
Das Buch der britischen Soziologin und Aktivistin Anderson ist eine eindrucksvolle empirische Arbeit und kapitalismuskritische Streitschrift über bezahlte Hausarbeit, Feminismus, Migration und Rassismus in Europa. … Der theoretische Teil geht unter verschiedenen thematischen Schwerpunkten auf die mannigfaltigen Verbindungen von Hausarbeit, Feminismus und Rassismus ein. … So reproduzieren wohlhabende Arbeitgeberinnen in Westeuropa mit der Anstellung einer migrantischen Hausarbeiterin patriarchale und rassistische Strukturen eines kapitalistischen Systems, das auf globaler Arbeitsteilung beruht. Anderson beschreibt, wie migrantische Hausarbeiterinnen zum „zweiten Selbst“ ihrer Arbeitgeberinnen werden, indem sie die reproduktiven Tätigkeiten erledigen, denen diese auf Grund ihrer eigenen Berufstätigkeit nicht mehr nachkommen können. … Arbeitgeberinnen, welche die Anstellung einer Hausarbeiterin oftmals mit dem Argument rechtfertigen, dieser finanziell zu „helfen“, üben eine personalisierte Macht über Hausarbeiterinnen aus, die tief in deren „Privatsphäre“ eingreift. … Überzeugend demontiert Anderson den Mythos der bezahlten Hausarbeiterin als „Teil der Familie“. … Andersons Untersuchung zeigt, dass wissenschaftliche Arbeit, wenn sie historisch und empirisch vorgeht, parteilich sein kann, ohne dadurch an analytischer Klarsicht einzubüßen. Sie liefert Argumente, die in der aktuellen gesellschaftlichen Debatte über Reproduktionsarbeit wichtig und vonnöten sind. Sie dokumentiert die Bedeutung der Selbstorganisation von Migrantinnen, die mit ihren Biografien einmal mehr die Autonomie von Migration unter Beweis stellen. In einer Ergänzung der deutschsprachigen Ausgabe werden neuere Debatten zum Thema – welche die spezifischen Probleme migrantischer Hausarbeiterinnen entweder als ganz “normale” Arbeitsprobleme abtun oder diese als Opfer von Menschenhandel viktimisieren – vorgestellt und kritisch beleuchtet. Der Hoffnung der Herausgeberinnen, dass von dieser deutschen Übersetzung ein politischer Impuls ausgeht, der die Unterdrückung von Frauen in einen Zusammenhang mit einer kapitalismuskritischen Analyse von rassifizierten Ungleichheiten stellt, kann man sich nur anschließen.
Claudia Liebelt aus ak 506
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