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Aus dem Italienischen von Dario Azzellini, 254 Seiten, Paperback, vergriffen
Nicht vorrätig
ISBN | 978-3-935936-38-5 |
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Erschienen | 07/2006 |
Überarbeitete Neuauflage 2006 (Erstauflage 1996)
Mario Moretti, Mitbegründer der Brigate Rosse und Leitungsmitglied bis zu seiner Verhaftung 1981, spricht in diesem Interview-Buch offen und selbstkritisch über die Geschichte der Roten Brigaden. Er wird befragt von Rossana Rossanda, der Grande Dame der italienischen Linken und Mitbegründerin von »il manifesto«, sowie der Journalistin Carla Mosca. Mario Moretti weicht nicht aus und berichtet über die Erfahrungen in den Fabriken, die Gründung der Roten Brigaden, den Übergang zur Klandestinität, die Beweggründe für den bewaffneten Kampf, die ersten Kolonnen, die Entführung Aldo Moros sowie von der Zerschlagung und Zersplitterung der größten bewaffneten linken Organisation der westeuropäischen Nachkriegszeit.
Ein einzigartiges Dokument zum Verständnis der westeuropäischen Stadtguerilla – auf einem politischen Niveau, wie es nur selten erreicht wurde.
»Mario Moretti, du bist seit 22 Jahren raus aus der Welt der Leute, neun als Illegaler und dreizehn im Gefängnis. Wenn dir ein böser Engel auf einem Tablett Freiheit und Vergessen und auf einem anderen Tablett Knast und Erinnerung bieten würde, was würdest du nehmen?«
»So falsche Engel gibt es nicht, nur die Menschen schlagen zwei gleichermaßen grausame Arten zu sterben vor. Jedenfalls würde ich ihm sagen: ›Gib mir Freiheit und Erinnerung. Wenn du das nicht kannst, mein lieber Engel, dann fliegst du tief, nicht mal auf der Höhe unserer Niederlage.‹«
Welches Niveau eine solche Auseinandersetzung haben könnte und müßte, veranschaulicht ein Versuch aus Italien, die Geschichte der Brigate Rosse (BR) nachzuzeichnen, der nun auf Deutsch vorliegt. Die beiden Journalistinnen Rossana Rossanda und Carla Mosca interviewten und diskutierten sechs Tage lang im Knast mit einem der “Anführer” der BR, Mario Moretti. Dieser, Gründungsmitglied und unter anderem verantwortlich und verurteilt für die Moro-Entführung, sitzt seit 1981 im Knast. … Den Tiefgang der Gespräche macht sicherlich aus, daß Moretti weder die eigene Verantwortlichkeit für die BR und ihre Taten leugnet, noch um “die Höhe der Niederlage” herumredet. … In sechs langen Gesprächen wird mehr oder weniger chronologisch die Geschichte der BR nachvollzogen und Mario Morettis Lebensweg darin.
aus Contraste
Das Buch von Moretti stellt die bisher umfassendste und kritischste Darstellung der Geschichte der Roten Brigaden dar. Moretti beschönigt nichts, redet niemendem nach dem Mund und leistet sich auch das Privileg, an bestimmten aus der Mode gekommenen Positionen festzuhalten, ohne dass sie deswegen richtiger werden. Doch gerade dies macht ihn glaubwürdiger als all die anderen, die vorgeben, die neue Perspektive bereits gefunden zu haben, und die deshalb die siebziger Jahre nach den Erfordernissen ihrer aktuellen Absichten darstellen müssen.
Andreas Löhrer aus Die Aktion
Brigate Rosse ist ein intellektuell spannendes Buch, ein Dokument tabuisierter politischer Geschichte und die explizite Aufforderung, sich mit der militanten Linken … politisch auseinanderzusetzen.
Stefanie Christmann Entmystifizierung aus Freitag
Mit “Brigate Rosse. Eine italienische Geschichte” liegt ein weiterer Versuch vor, sich dem schwierigen Unterfangen der Aufarbeitung der Geschichte des bewaffneten Kampfes zu widmen. … Moretti versucht mit diesen Gesprächen die Geschichte der Roten Brigaden als “Bruchstück politischer Geschichte” festzuhalten, die Auskunft über Diskussionen und Einschätzungen der Linken in den 60er und 70er Jahren gibt.
Gottfried Oy aus links
Es dominiert die durchweg selbstkritische Rekonstruktion eines politischen Weges aus dem Arbeiterkampf in den Mailänder Fabriken gegen Ende der sechziger Jahre in den »bewaffneten Widerstand« der radikalen Systemopposition – ein Weg, den Moretti als gescheitert bilanziert, ohne deshalb das Interesse an der Untersuchung dieses Scheiterns in Form einer konstruktiven politischen Analyse für eine Handvoll larmoyanter Anekdoten einzutauschen.
aus Zeitschrift für Politikwissenschaft