Hartmann und Vogelskamp (interpretieren) den Irak-Krieg als Auftakt zu einer permanenten militärisch-gewaltsamen "schöpferischen Zerstörung" (Schumpeter) im Weltmaßstab. So notwendig die Interpretation des Krieges als Medium der Zerstörung gesellschaftlicher Strukturen ist, so problematisch ist der "sozialrevolutionäre Dogmatismus" bei Hartmann und Vogelskamp. Als gebe es in den Dorfgemeinschaften, Clans, Subsistenzökonomien etc. nicht jede Menge Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse. Als wäre die "Befreiung der Frau" in Gestalt einer Industriearbeiterin neben ihrer Unterwerfung unter das kapitalistische Kommando nicht u.U. auch eine Befreiung aus tradierten Gewaltverhältnissen. Und als entstünde in den Revolten gegen den kapitalistischen Modernisierungszugriff nicht u.U. auch eine reaktionäre Sozialbewegung, antiemanzipatorisch und antisemitisch. Hartmann und Vogelskamp definieren solche Herrschaftsformen einfach weg. Diese kritischen Anmerkungen stellen nicht das Verdienst von Hartmann und Vogelskamp in Frage, Krieg im allgemeinen und den Irak-Krieg im besonderen als ein Mittel zur "schöpferischen Zerstörung" sozialer Strukturen zu interpretieren. Insbesondere gelingt es so, die permanente Gewaltförmigkeit in der kapitalistischen "Modernisierung" zu begreifen. Die Antworten "von unten" auf diese Angriffe sind jedoch keineswegs a priori revolutionär und emanzipatorisch.
Dirk Hauer, ak, 19.9.2003 mehr ...


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