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Eine Zugfahrt ins Landesinnere, zu einer Militärkaserne in Paso de los Toros. Der Sohn ist dort eingekerkert, Gefangener der Militärdiktatur. Besuchszeit: zehn Minuten. Anreise: sechs Stunden. Das Fenster des Waggons verwandelt sich zur Leinwand. Das Schtetl in Polen zieht vorbei. Die Schneiderwerkstatt. Die Liebeserklärung an Rosa unter dem Pflaumenbaum. Die Soldatenzeit im ersten Weltkrieg. Schließlich die Auswanderung in das ferne Land in Südamerika. Der Tod des älteren Sohnes, der an Hirnhautentzündung stirbt.
Und die Briefe der zurückgeblieben Angehörigen. Die Briefe, die irgendwann nicht mehr ankamen. Von den Zurückgebliebenen, den Verschollenen, den Ermordeten. Was bleibt, ist ein Buch mit Fotos. Das Zeugnis der Cousine Zofia, Tochter von Abraham, des Schwagers des Vaters. Die Auschwitz und Ravensbrück überlebt hat. Und das Wachhalten der Erinnerung an jene, die Widerstand geleistet haben, wie beim Aufstand in Treblinka.
In diesem autobiografischen literarischem Mosaik vermischen und verweben sich die Erinnerungen des Autors an seine Kerkerjahre, in denen er als politischer Gefangener buchstäblich lebendig begraben war, mit den Erinnerungen des Vaters, mit Rückblenden in die Kindheit, mit Erinnerungsfetzen und der Spurensuche nach den Angehörigen, die Opfer des Holocaust wurden.
Geschrieben in einer wunderbar klaren, auf den wesentlichen Kern reduzierten Sprache hat Mauricio Rosencof ein zutiefst bewegendes Kleinod der Wortkunst geschaffen, in dem sich wie in einem Kaleidoskop seine eigene Welt entfaltet. Die auch die seiner Compañeros ist, die seiner Familie und seiner Verwandten. Eine Welt, die das Schicksal der Menschheit in sich birgt. Und in der die Erinnerung der Zufluchtsort der menschlichen Würde ist.
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